"Tausend Augen"-Schirm von Mike Mathes am Donauufer.
Mit
“Salziger Kaffee” gelingt es Katalin Pécsi in beeindruckender Weise, den leisen
Stimmen der die Shoah überlebenden ungarischen Frauen Gehör zu verschaffen. Der
Leser musste es zwar schon wissen: Wir stehen am Ende einer Ära. Doch während
uns die Frauen noch einmal auf eine ergreifende Reise in ihre persönliche Welt
mitnehmen, paart sich zu dieser Gewissheit Júlia Vajdas beklemmende Frage: „Was
wird mit uns sein, [ ] wenn die, die die Shoah erlebt haben, nicht mehr da
sind?“ Aber am Anfang jeder Veränderung steht eine Frage! Nicht durch Aufrufe,
vielmehr durch Teilhabe an ihrem Schicksal weisen die Frauen in „Salziger
Kaffee“ gerade den jungen Lesern einen Weg heraus aus ihrer Beklemmung: sich
couragiert für das Vermächtnis aller Opfer und Überlebenden der Shoah
einzusetzen: „Nie wieder!“
(Chr. Lanyi: Klappentext für den Folgeband "Lányok, anyák" - "Töchter, Mütter")
Unerzählte
Geschichten jüdischer Frauen
Wir stehen
am Ende einer Ära. In ein paar Jahren existieren keine Zeitzeugen mehr, um uns
über den Holocaust zu berichten. Wenn sie überhaupt schon berichtet haben,
manche - wie viele jüdischen Frauen in Ungarn - fangen gerade erst an zu
sprechen. Dabei sind alle Stimmen wichtig für uns.
Denn
die Erinnerung an historische Ereignisse, erst recht so leidvolle, muss auch in
zukünftigen Generationen aktiv gepflegt werden, damit die mit den Ereignissen
verbundenen Einsichten weitergegeben und lebendig erhalten werden. Ein Mensch,
der sich intensiv mit dem Schicksal und Leid von Mitmenschen auseinander
gesetzt hat, ist nicht mehr so anfällig für radikale, menschenverachtende
Einstellungen.
Und
so lange sich die nachfolgenden Generationen der Opfer erinnern, leben sie im
kollektiven Bewusstsein auch über ihren Tod hinaus weiter. Das Vermächtnis der
Opfer zu bewahren, ist das Mindeste, was die Generationen tun können, die die
„Gnade der späten Geburt“ erfuhren.
Projektbeschreibung
Arbeitstitel
Sós kávé / Salziger Kaffee - Unerzählte Geschichten jüdischer
Frauen
Und was haben wir dazu zu sagen?
Ungarische und deutsche Schüler/-innen
treten couragiert für Toleranz, interkulturellen Dialog und demokratische Werte
ein
Kurzportrait
der beteiligten Lerngruppe(n)
Partnerschaft: Saarlouiser Gymnasium am Stadtgarten, Deutsches
Nationalitätengymnasium Budapest
Bei der Schulpartnerschaft handelt es sich um einen vor knapp 30 Jahren auf
persönliche Initiative gegründeten Austausch. Es war die erste
Schulpartnerschaft im Saarland mit einer osteuropäischen Schule. Bis heute
besteht ein lebendiger Austausch.
Sowohl auf
ungarischer als auch auf deutscher Seite sind die am Projekt teilnehmenden
Lehrkräfte von der Sinnhaftigkeit des Projekts überzeugt und wünschen eine
stärker inhaltliche Ausrichtung der langjährigen Schulpartnerschaft. Die
Lehrkräfte erklärten ihren Wunsch zur Mitarbeit freiwillig und spontan.
Die Teilnahme der am
Projekt teilnehmenden Schüler/-innen erfolgt auf freiwilliger Basis:
Am Deutschen
Nationalitätengymnasium in Ungarn: Schüler/-innen der klassenübergreifend
zusammen
gesetzten Theatergruppe.
Am Saarlouiser Gymnasium am Stadtgarten in Deutschland: Schüler/-innen
der Klassenstufen 9-12.
Die beteiligten Jahrgänge (insg.
ca. 260 Schüler/-innen) sind heterogen bezüglich der Lernvoraussetzungen, der
sozialen und kulturellen Herkunft. Sie werden durch den jeweiligen
Fachunterricht mit dem Thema konfrontiert. Die Projektinhalte werden in den
beteiligten Fächern mit Lehrplanthemen verzahnt.
Beide Gymnasien unterstützen das
Projekt nach Kräften. Die Projektleiter/-innen haben die erste Planung
übernommen. Ab August, wenn sich die Kurse formiert haben, geht die Planungs-
und Durchführungsverantwortung auf die Schüler/-innen über, von den
Projektleiter/-innen begleitet. Dies ist gewollt, um die Organisationskompetenz
der Schüler/-innen zu stärken und gleichzeitig Freiraum für die individuelle Umsetzung
des Projekts zu geben. Die Teilnehmer/-innen sollen das Projekt als ihr eigenes
erfahren.
Skizze zu
den inhaltlichen Schwerpunkten des Projektes
Deutsch-ungarisches
Projekt zur Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des Nationalsozialismus, den
nationalen Ausprägungen des Antisemitismus und der Diskriminierung von
Minoritäten damals und heute.
Der Band „Salziger Kaffee“ mit
authentischen Berichten ungarischer Jüdinnen bietet die Grundlage für das
Projekt. Die Schüler/-innen können somit Geschichte aus der Perspektive der
Opfer erfahren. Dadurch kommt es zur kritischen Reflektion eigener
sozio-kultureller Prägungen, Vorurteile und Verhaltensweisen, und schließlich
zur Ich-Stärkung und Ausbildung von Zivilcourage. Dabei wird insbesondere der direkte
deutsch-ungarische Dialog zwischen den (Austausch-)Schüler/-innen produktiv
sein.
Das Thema wird in verschiedenen
Fächern der Klassenstufen 9-12 behandelt, der Projektfortschritt dokumentiert
und die Ergebnisse präsentiert. Hierzu gehört die öffentlichkeitswirksame
Umsetzung in einem Theaterstück, das von den Schülern/-innen gemeinsam inszeniert und aufgeführt wird.
Vision:
Eine Jugend, die sich verantwortungsvoll und aktiv
für die Menschenrechte einsetzt und jeder Form von Rassismus couragiert begegnet.
Leitfragen:
Wie entwickelte sich der Antisemitismus in Ungarn und Deutschland?Wie erlebte die betroffene jüdische Bevölkerung den Holocaust?
(Zeitzeugenberichte) Wie verhielt sich die Bevölkerung? Welche Möglichkeiten zur Hilfe gab es? Bespiele für Zivilcourage? Wie wurde nach dem 2. Weltkrieg mit dem Thema in Deutschland und Ungarn
umgegangen? Wie ist die Situation heute? Welche anderen Bevölkerungsgruppen sehen sich als Minderheit mit
Rassismus konfrontiert? Welche Möglichkeiten bieten sich der jungen Generation, sich aktiv für
Toleranz und demokratische Werte einzusetzen?