SR2 Innehalten - 20.09.2014
Simone Garve
Die „Arier“
"Woher kommt der Begriff "Arier"?" Als die afrodeutsche Regisseurin Mo Asumang in unserer
Schule diese Frage stellt, kann keiner antworten. Als Botschafterin für die Initiative "Schule ohne
Rassismus - Schule mit Courage" führt Asumang in vielen Schulen ihren Dokumentarfilm "Die
Arier" vor. Häufig erlebt sie dabei, dass sowohl Schüler als auch Lehrer unter einem „Arier“
immer wieder den blonden Deutschen verstehen, so wie die Nazis diesen Begriff gebraucht
haben. Die wenigsten wissen, dass "arisch" gar nicht "deutsch" bedeutet. Bei den Recherchen
für ihren Film hat Mo Asumang in den Hochebenen des Irans die Nachfahren eines
zentralasiatischen Hirtenvolkes getroffen. Sie verstehen sich als Arier und entsprechen dabei
überhaupt nicht dem Bild des Ideal-Deutschen, das die Nazis hatten.
Dass "Arier" gleich blonde Deutsche sind - diesem Irrtum unterliegen aber nicht nur die
Deutschen, sondern auch andere selbst ernannte Arier und Mitglieder des Ku-Klux-Klan in
Amerika. Eine bedrohliche Szenerie ihres Dokumentarfilms zeigt, wie sich Mo Asumang um
Mitternacht am Rand eines Waldes in den Vereinigten Staaten mit einem maskierten Ku-Klux-
Klan-Mitglied trifft. Asumang fragt ihn, was er eigentlich gegen Schwarze habe. Der Mann unter
der Maske ist sichtlich verlegen, murmelt etwas davon, dass er gegen sie persönlich gar nichts
habe. Es sind Momente wie diese, die entlarvend sind.
Die Schüler an meiner Schule sind erstaunt über den Mut von Mo Asumang und auch über
ihre Motivation, sich diesen Rassisten zu stellen. In ihrer lebensfrohen und unkomplizierten
Art sagt sie den Schülern, dass sie nach einer Morddrohung zunächst genug hatte vom
Rassenwahn und dann aber wissen wollte, auf welcher Grundlage die Rassisten argumentieren.
Sie habe während des Drehs gemerkt, dass die Konfrontation mit ihrer Person die Rassisten
verunsichert. Das sei der Ausgangspunkt für den Film gewesen.
Mo Asumang hat das getan, was Jesus von den Menschen fordert: Wenn dich einer auf die
rechte Wange schlägt, so halte ihm die linke hin. Der Film macht deutlich, dass die Provokation
Wirkung zeigt: Den ein oder anderen hat sie zum Nachdenken gebracht, hat ihn aus falschen
Sicherheiten gerüttelt und zur Einsicht bewegt, dass es keine Unterschiede unter uns Menschen
gibt. Eine der Arierinnen im Iran hat es auf den Punkt gebracht als sie gesagt hat: Alle Menschen
sind gleich. Das gilt auch für Neonazis!
http://sr-mediathek.sr-online.de/index.php?seite=8&sen=SR2_IN_P
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