Donnerstag, 9. Oktober 2014

Danksagung im Namen aller am "Trialog der Kulturen" - Wettbewerb teilnehmenden Lehrerinnen und Lehrer (Christian Lanyi)

Sehr geehrte Damen und Herren, verehrte Gäste, liebe Schülerinnen und Schüler,
Pastor Niemöller war kein Held. Erst durch bittere eigene Erfahrung erkannte er, dass Angst und Anpassung an den Mainstream nicht der beste Weg sind, sich und andere vor Diskriminierung und Verfolgung zu schützen.
Ihm werden folgende Worte zugeschrieben:
„Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen;
ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen;
ich war ja kein Sozialdemokrat.
Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich nicht protestiert;
ich war ja kein Gewerkschafter.
Als sie die Juden holten, habe ich nicht protestiert;
ich war ja kein Jude.
Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestierte.“

Pastor Niemöller ist eine der Wurzeln, an die wir erinnern müssen, um eine tolerante Gegenwart und Zukunft zu gestalten.
Eine Zukunft, die Euch, liebe Schülerinnen und Schüler gehört. Eure Existenz ist wunderbarer Ausdruck der Zuversicht eurer Eltern- und Großelterngeneration, zu der auch wir Lehrerinnen und Lehrer gehören.
Was könnten wir also besseres tun, als Euch die Chance zu bieten, in einem Umfeld aufzuwachsen, das eine nachhaltige Erinnerungskultur pflegt und mit Nachdruck befördert?
Der Unterstützung dieser Anstrengungen hat sich die Herbert Quandt – Stiftung unter anderem durch die Ausrichtung des Schulenwettbewerbs "Trialog der Kulturen" verschrieben.
Hierfür danken wir Lehrerinnen und Lehrer der Herbert Quandt - Stiftung ganz herzlich. Ich bitte um einen Applaus für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stiftung!
Ich sprach von nachhaltiger Erinnerungskultur. Aber was bedeutet dies?
Nachhaltigkeit ist hier im Sinne von Übernahme von Verantwortung zu verstehen.
Verantwortung, schon als Schülerin und Schüler? --- Unbedingt!
Schon Janusz Korczak, der aus freien Stücken den seiner Obhut anvertrauten Kindern in die Gaskammern folgte, meinte, dass Kinder und Jugendliche nicht erst zu Menschen erzogen und ausgebildet werden, sondern es bereits sind.
Das heißt, dass sie als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft Verantwortung übernehmen können, ja müssen!
Sie dazu zu ermutigen und ihnen den dafür notwendigen Freiraum zu gewähren, ist unter anderem in der Schule die Aufgabe von uns Lehrerinnen und Lehrern.
Allerdings, die Lehrplanvorgaben und Schulabschlüsse fest im Blick verlieren wir im effizienten Schulalltag dieses zentrale Anliegen demokratischer Schulkultur gelegentlich aus den Augen.
Hier einmal innezuhalten und im partnerschaftlichen Miteinander mit der gesamten Schulgemeinde ein gemeinsames Ziel zu verfolgen und den Schritt aus dem Mikrokosmos "Schule" hinein in die Gesellschaft zu wagen, lädt der Trialog der Kulturen Wettbewerb ein.
Und die Erfahrungen könnten vorzüglicher nicht sein:
Aus uns Lehrerinnen und Lehrern werden viele Janusz Korczaks und aus den oftmals als Mündeln wahrgenommenen Schülerinnen und Schülern aktive Bürger, die sich selbst und ihr Umfeld kritisch reflektieren, auf Augenhöhe mit uns Erwachsenen zusammenarbeiten, sich engagieren und das mit der Wahrnehmung ihrer Selbstwirksamkeit einhergehende Erfolgserlebnis verspüren.
Wir alle zusammen haben uns im Rahmen des Trialogs der Kulturen intensiv mit unseren Wurzeln beschäftigt. Wir wissen, dass dies uns immuner macht gegen radikale, menschenverachtende Einstellungen und uns darüber hinaus einen Weg weist, wie wir unserer Verantwortung als aktive Mitglieder einer toleranten, demokratischen Gesellschaft gerecht werden können.
Um es mit den Worten des Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime Aiman Mazyek zu sagen:
"Wir sind Juden, wenn Synagogen angegriffen werden.
Wir sind Christen, wenn Christen verfolgt werden.
Wir sind Muslime, wenn Brandsätze auf ihre Gotteshäuser geworfen werden."

Kurz gesagt: Unabhängig von Religion, Herkunft und Alter – wir sind Menschen. Menschen, die sich für Toleranz, Respekt und Menschenwürde stark machen!
Vielen Dank!

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